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Demokratie

Themenbereich des ISS

Stärkung des Engagements im Netz – gegen Hass im Netz

Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. führt die Wissenschaftliche Begleitung der Modellprojekte im Bereich „Stärkung des Engagements im Netz – gegen Hass im Netz“ des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ durch.

Das Internet bietet eine Vielzahl von Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten über das politische Geschehen. In zunehmendem Maße können sich die Bürger*innen im Internet auch aktiv an Konsultations- und Partizipationsprozessen beteiligen. Gleichwohl wurde das Internet von Anfang auch von demokratiefeindlichen Akteur*innen als Plattform zur Verbreitung extremistischer, menschenfeindlicher und verschwörungsideologischer Inhalte genutzt. Phänomene wie Fake-News, Echo-Kammern und Filterblasen stellen zudem die pluralistische Meinungsbildung in der politischen Öffentlichkeit – eine zentrale Grundlage für demokratische Entscheidungsprozesse – vor eine immense Herausforderung.

Kinder und Jugendliche wachsen heute ganz selbstverständlich als „Digital Natives“ mit dem Internet auf. Sie treffen dabei schnell unter einem informativen Beitrag auf Hasskommentare oder werden, beispielsweise nach einer Meinungsäußerung im Netz,  persönlich angegriffen.

In diesem Zusammenhang erscheint insbesondere auch die Stärkung der Bürger*innen und der Zivilgesellschaft geboten, um die politische Öffentlichkeit im Netz als einen Raum demokratischer und menschenrechtsorientierter Diskurse zu gestalten und die deliberativen und partizipatorischen Chancen des Internets weiterzuentwickeln. Gefragt sind hierbei ein kritisches Bewusstsein, Reflexionsvermögen und auch ganz konkrete Fertigkeiten, wie man menschen- und demokratiefeindlichen Äußerungen im Internet aktiv entgegentreten kann. Dieser Herausforderung widmet sich der Programmbereich „Stärkung des Engagements im Netz – Gegen Hass im Netz“ des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“. Seit August/September 2017 werden insgesamt 31 Modellprojekte durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert, die sich im Schwerpunkt mit der Stärkung der Demokratie und des zivilgesellschaftlichen Engagements im Netz sowie der Radikalisierungsprävention im Netz beschäftigen.

Die Zielstellungen der Projekte liegen unter anderem in der Förderung der Informations- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen sowie von Multiplikator*innen im Umgang mit Online-Hassrede, Cybermobbing und Verschwörungsideologien in unterschiedlichen Phänomenbereichen, wie Rechtsextremismus, religiös begründeter Extremismus oder gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Persuasiv-manipulative und strafrechtlich relevante menschenfeindliche Inhalte sollen erkannt und kritisch reflektiert werden. Darüber hinaus wird das Empowerment Betroffener gefördert. Schließlich sollen einstiegsgefährdete Jugendliche vor Radikalisierung geschützt werden. Die Formate, die hierbei zum Einsatz kommen, reichen von Workshops in den Bereichen „Informations- und Medienkompetenzstärkung sowie „politische Bildung zu Online-Hassrede“, über den Aufbau von Jugendredaktionen, der Ausbildung „Digitaler Streitschlichter“ bis hin zur Produktion und Verbreitung von Online-Inhalten (z.B. Gegenrede-Aktionsplattformen im Netz, Videos, Memes, Apps etc.). Inhaltlich-methodische Schwerpunkte liegen auf der Entwicklung und Verbreitung von Gegenrede und alternativen Narrativen.

Das ISS wurde durch das BMFSFJ mit der Wissenschaftlichen Begleitung des Programmbereichs bis Ende 2019 beauftragt. Das Evaluationsdesign umfasst sowohl qualitative als auch quantitative Methoden:

  • mit einem jährlichen Projektmonitoring erfolgt eine prozessbegleitende Dokumentation des Umsetzungsstandes der Modellprojekte.
  • im Rahmen von Zielgruppenbefragungen werden die Lern- und Kompetenzzuwächse der Teilnehmenden in den Bereichen der Informations- und Medienkompetenz sowie des Umgangs mit Online-Hassrede und Verschwörungsideologien erhoben. Bei den Teilnehmenden handelt es sich neben Kindern und Jugendlichen auch um Pädagog/innen und weitere professionelle Akteur/innen.
  • mittels qualitativer Befragungen mit verantwortlichen Akteur*innen ausgewählter Projekte werden die jeweils erprobten Handlungsstrategien rekonstruiert und vergleichend analysiert.
  • Da in den verschiedenen Modellprojekten digitale Inhalte entwickelt werden, die von Argumentationshilfen zur Gegenrede, über die Publikation von Inhalten auf YouTube und den Sozialen Medien, der Entwicklung und Gestaltung von Memes bis hin zur Programmierung von Apps reichen, ist auch eine – gegenüber reinen offline-Projekten veränderte – „digitale“ Reichweite und Resonanz der verschiedenen Projekte über die Teilnehmendenkreise von Workshops, Peer-Education-Angeboten und Multiplikator*innenschulungen wahrscheinlich. Welche Formate und damit verbundene Handlungsstrategien umgesetzt und genutzt werden, ist Gegenstand eines weiteren Analyseschritts der Wissenschaftlichen Begleitung. Die Reichweite der Onlineangebote, ihre Nutzungshäufigkeit sowie Aktivitäten wie z.B. das Liken und Teilen konkreter Inhalte werden mittels Webanalysen untersucht.

Die Befunde werden in einem letzten Schritt gemeinsam mit den Projektverantwortlichen in Workshops reflektiert, um schließlich kommunikativ validierte Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Programmbereichs „Stärkung des Engagements im Netz – gegen Hass im Netz“ ableiten zu können.

Irina Bohn
stellv. Direktorin und wissenschaftliche Leitung
069 95 789 - 158
irina.bohn(at)iss-ffm.de