Neben der emotionsgeladenen Beanspruchung einer Schwangerschaft (Ängste, Hoffnungen, Sorgen und Konflikte), die es für die Beraterinnen aufzufangen gilt, wird die Aufgabe des Findens von Lösungen durch verschiedene Faktoren beeinflusst.
So ist der Zugang der Beraterinnen zu den Hilfesuchenden – trotz Konzepten, Methodensets und Leitbildern – immer durch einen individuellen Zugang zu Konflikten, Problemen und möglichen Lösungswegen geprägt, die nicht immer im Einklang mit den Vorstellungen des Gegenübers stehen. Heute weiß man, dass soziodemografische Merkmale (wie etwa das Bildungsniveau, Beruf oder Einkommen) allein keine Rückschlüsse auf die Lebensauffassung und Lebensweisen sowohl von Beratenden als auch von Hilfesuchenden zulassen. Die Einteilung in soziodemografische Merkmale bietet deshalb nur wenige Ansatzpunkte, um das Miteinander im Beratungsprozess maßgeblich zu verbessern.
Häufig tragen die verschiedenen „Lebenswelten“ der Ratsuchenden und der Beraterinnen einen Beitrag zur Entwicklung des Beratungsprozesses. Die unterschiedlichen sozialen Kontexte, Wertesysteme und Weltsichten, welche die beiden Parteien unwillkürlich mit in den Gesprächskontext bringen, beeinflussen das Verhalten in den komplexen Lebenssituationen. Gleiches gilt für die spezifischen Handlungsstrategien und -spielräume und die Ressourcen, die den Besucherinnen und Besuchern der Beratungsstellen zur Problembewältigung zur Verfügung stehen. Diese Handlungsspielräume werden aus der Sicht der Ratsuchenden und aus der Sicht der Beraterinnen unterschiedlich wahrgenommen und bewertet und erschweren ebenfalls das einvernehmliche Finden von Lösungen für die individuelle Lebenssituation.
Um den Einfluss der Lebenswelten auf den Beratungskontext in den Blick zu nehmen, entwickelt das ISS Frankfurt a.M. in Abstimmung mit dem Auftraggeber ein Modell zur Überprüfung der Relevanz der Lebenswelten und zur zukünftigen Verbesserung des Konzepts der katholischen Schwangerschaftsberatung (KSB) in Deutschland. Das ISS-Frankfurt a.M. strebt dabei einen ganzheitlichen Zugang für die Evaluation der katholischen Schwangerschaftsberatung an. Beide Seiten des Beratungsprozesses werden in den Blick genommen und die Bezugssysteme der Akteure des Prozesses miteinander in Beziehung gesetzt.
Das ISS forscht im Rahmen der Evaluation zu folgenden Leitfragen:
Auftraggeber
Deutscher Caritasverband und Sozialdienst Katholischer Frauen
Projektlaufzeit
Januar 2012 – Juni 2014
Ansprechpartner*in/Team
Wolfgang Kleemann, Caroline Mitschke, Lena Opitz