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Armut

Themenbereich des ISS

Wohnungslosigkeit

Das Münchener Sofortunterbringungssystem für akut wohnungslose Menschen

Wohnungslosigkeit ist ein Phänomen in Deutschland, über das noch relativ wenig bekannt ist. Symptomatisch dafür ist beispielsweise eine fehlende bundeseinheitliche Wohnungsnotfall-Berichterstattung auf gesetzlicher Grundlage. Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. zufolge waren im Jahr 2014 ca. 335.000 Menschen in Deutschland wohnungslos – seit 2012 ein Anstieg von ca. 18%. Davon zu unterscheiden ist die Anzahl obdachloser Menschen, die auf der Straße leben oder – ohne Unterkunft – an öffentlichen Plätzen wohnen.

Die Zahl obdachloser Menschen sei zwischen den Jahren 2012 und 2014 um 50% gestiegen. Als Gründe für Wohnungslosigkeit sind sowohl strukturelle Faktoren (bspw. mangelndes Angebot an preiswertem Wohnraum, bei gleichzeitigem Rückgang des Bestands an Sozialwohnungen), als auch individuelle multiple und existenzielle Problemlagen wie Armut, Arbeitslosigkeit, physische und/oder psychische Erkrankungen zu nennen.

Die Landeshauptstadt München hat aufgrund der kontinuierlich steigenden Zahlen an akut wohnungslosen Menschen sowie einer sich wandelnden Klientel, die sich u. a. aus der Zuwanderung von Menschen aus den EU-Mitgliedsstaaten und der Aufnahme von (großen) Flüchtlingshaushalten ergibt, die sozialpädagogische Arbeit im Sofortunterbringungssystem (SuS) städtischer und verbandlicher Träger konzeptionell neu ausgerichtet. Ziel ist es, zum einen die Verweildauer von Haushalten in Notunterkünften zu verkürzen, um auch den Hospitalisierungseffekt bei langfristigem Aufenthalt in einer Einrichtung im SuS zu vermeiden. Zum anderen sollen wohnungslose Menschen schnellstmöglich in eigenständiges Wohnen vermittelt und in der Übergangsphase vom Wohnen im SuS zum Wohnen in eigenständigem und privatrechtlichem Mietverhältnis sozialpädagogisch begleitet werden.

Das ISS-Frankfurt a. M. ist damit beauftragt worden, die konzeptionellen Veränderungen in vier städtischen und zwei verbandlichen Clearinghäusern sowie in einem städtischen Notquartier, zwei städtischen Pensionen und einem verbandlichen Beherbergungsbetrieb auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Zentrale Bausteine der Evaluation sind die Analyse von Sekundärdaten, quantitative und qualitative Befragungen von Fachkräften, Leitungen und ggf. auch von in Anschlusswohnraum vermittelten Haushalten sowie Workshops zur Entwicklung von geeigneten Instrumenten zur Selbststeuerung.

Auftraggeber:

Landeshauptstadt München, Sozialreferat „Amt für Wohnen und Migration”

Projektlaufzeit:
2015 bis voraussichtlich 2017